Mama und Mental Load

Daran denken ist auch schon ein To-Do.

Mental Load ist jener innere Zustand, bei dem man ununterbrochen und ständig To-Dos rauf und runter rasselt. Wäsche zusammen legen. Brei vorkochen. Klamotten zum Wechseln einpacken. Blumen gießen. Kind 1 abholen. Noch schnell den Babysitter anrufen. Freundin zurück rufen. Diese Liste könnte man endlos weiterführen. Hand aufs Herz liebe Mamas: ihr wisst wovon ich spreche, nicht wahr? Das ist Mental Load. Ein erhöhtes Arbeitspensum unseres Arbeitsspeichers das sich rund um die Planung und Organisation von Familie dreht und alle sichtbaren und vor allem unsichtbaren Aufgaben betrifft. Das erstaunliche daran ist allerdings: Mental Load betrifft fast ausnahmslos Mütter. Väter natürlich auch, aber nur dann, wenn sie hauptverantwortlich für die Familie sind. 

 

Mental Load brennt uns aus. Wir fühlen uns erschöpft, ausgelaugt, hundemüde, elend und am Ende. Ohne zu wissen warum eigentlich. Meist fühlen wir uns auch deshalb mies, weil wir erschöpft sind, weil wir hundemüde und ausgelaugt sind. Das heißt wir geben uns dann auch noch selbst die Schuld dafür, dass wir den gesamten Familienalltag schaukeln und es anscheinend nicht perfekt auf die Reihe bekommen, weil wir sind ja dann auch noch müde davon. Schluss damit! Mental Load macht müde. Es kann uns bis an die Grenze unserer Belastungsfähigkeit bringen, wenn wir ihn allein tragen müssen. Ein handfestes Burn Out lässt dann grüßen. 

 

Was kann frau tun, um ihren Mental Load zu reduzieren? Es empfiehlt sich, mit einer Bestandsaufnahme zu starten. Einfach ein Mind-Map erstellen und alles anführen, das sich in deinem Kopf zum Thema "Familienmanagement" befindet. Meistens gibt es hier schon die ersten Aha-Erlebnisse, denn sieht man all die To-Dos einmal vor sich aufgelistet, wird einem auch ganz schnell klar warum sich dies als Belastung anfühlt. Nach einer ehrlichen Analyse, lohnt es sich, Mental Load aufzuteilen. Dazu braucht es eine neue Ordnung im System und die Offenheit aller weiteren Familienmitglieder, sich die Arbeitslast fair aufzuteilen. 

 

Selbstbewusstsein rauf, Perfektionismus runter!

 

Manchmal kann es auch helfen das eigene Selbstbewusstsein etwas aufzupolieren. Vor allem Frauen kämpfen immer noch mit einer inneren Unsicherheit betreffend ihres eigenen Wertes. Familienarbeit ist gesellschaftlich nicht großartig anerkannt, dies schwächt uns zusätzlich wenn es darum geht, den Wert in dem zu erkennen was wir tagtäglich für die Familie tun. Während wir von einem Mehr an Selbstbewusstsein profitieren, kann ein Weniger an Perfektionismus ebenfalls dazu beitragen unseren Mental Load zu reduzieren. Statt nach perfekten Ergebnissen, lohnt es sein "Gut-genug-Lösungen" anzustreben. Das kann uns unglaublich entspannen und uns den Druck nehmen, den wir uns zu einem großen Teil selbst machen.

 

Eine weitere mögliche Strategie, um Mental Load abzuwenden ist, Verantwortlichkeiten abzugeben. Oder: einfach nicht alles anzunehmen. Wer sagt denn, dass Mama sich um alles kümmern muss? Was passiert wenn sie es nicht tut? Ich empfehle dabei, die Probe aufs Example durchzuführen. Soll heißen, Mama sucht sich irgendeine Beschäftigung (irgendein Hobby, eine Weiterbildung, ein Interessengebiet, einen Club, Verein, oder was auch immer das inhaltlich außerhalb ihres Familienlebens liegt), organisiert die Betreuung für ihre Kinder und widmet sich einer definierten Zeit lang ihrer Familie und dem anderen Aufgabengebiet. Was passiert? Die Familie wird zwar anfangs irritiert sein, der ein oder andere Wäscheberg wird liegen bleiben, das ein oder andere Spielzeug wird verloren gehen, aber wundersamer Weise werden es alle überleben und das System wird sich neu zusammensetzen. Dass sich Systeme von sich aus immer wieder neu ordnen, ist ein Gesetz das bereits Luhmann in seiner Systemtheorie beschrieben hat. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich festgefahrene Strukturen und Muster ändern. Diese Änderung irritiert zunächst meist alle Beteiligten im System, man wird jedoch recht schnell feststellen dass sich eine neue Ordnung wie von selbst findet. Eine Ordnung, in der Verantwortlichkeit nicht nur auf Müttern lastet, sondern unter mehreren Personen aufgeteilt werden kann. 

 

Die meisten Mütter tun sich jedoch nicht so leicht damit, Verantwortung abzugeben. Meist gibt es zahlreiche Gründe dafür. Die meisten davon haben in der Regel damit zu tun, dass wir Verantwortlichkeit mit Kontrolle gleichsetzen und daher das Gefühl haben man entzieht uns der Kontrolle, wenn wir weniger Verantwortung haben. Dieser Irrglaube birgt natürlich die besten Voraussetzungen uns unser Leben so richtig anstrengend zu machen und führt uns im schlimmsten Fall direkt ins Burn Out.

 

Weitere Tipps und Tricks zum Thema Mental Load finden sich auch im Buch "Raus aus der Mental Load Falle" von Patricia Cammarata.